Das geforderte Raumprogramm wird thematisch nach Nutzungen getrennt, in ablesbaren Körpern, auf einem gemeinsamen Sockel platziert und in zwei L-förmigen Gebäuden, um einen Hof, als gemeinsame Mitte, organisiert. Die städtebauliche Gliederung in verschiedene Baukörper bindet das neue Quartier harmonisch in die kleinteilige Struktur des bestehenden Stadtbildes ein. Die Einheiten des neuen Scharnhauser Hofs werden über den gemeinschaftlichen Hof erschlossen. Der Hof dient, neben seiner Funktion als Erschließungsraum, vorwiegend als kommunikativer Raum für seine unterschiedlichen Bewohnergruppen. Er gibt die Möglichkeit der niederschwelligen, ungezwungenen Kommunikation. Im verdichteten, städtischen Raum bildet er eine grüne Oase. An mehreren Stellen öffnet sich der Hof zur Nachbarschaft. Neben der einladenden, überdachten Eingangssituation an der Scharnhauser Straße öffnet sich das neue Quartier im Osten zur wichtigen Freizeitachse zwischen dem Mönchhof und der Körsch sowie im Westen zum neuen urbanen Platz an der Straßenkreuzung Scharnhauser Straße und Im Bogert. Die Höhenstaffelung entspricht der Anforderung der Auslobung.
NEUES WOHNEN FÜR SENIOR:INNEN & STUDIERENDE
AUFTRAGGEBER:IN | SWSG Stuttgart
BAUVOLUMEN | 3.880 m² NGF
KOOPERATION | planbar.architektur, stern landschaften
LEISTUNG | nichtoffener Wettbewerb
PROJEKT-ID | NWS
STANDORT | Stuttgart Plieningen, GER
STATUS | 2. Rundgang
TYPOLOGIE | Wohnen/Gesundheit
Das neue Wohnensemble besteht aus unterschiedlichen Wohntypologien und zielt auf eine lebendige Nachbarschaft ab. Neben der internen Gemeinschaft stellt die Verzahnung mit der umliegenden Umgebung ein wichtiges Merkmal der Gestaltung dar.
Somit präsentiert sich das neue Wohnen für Studierende und Senior:innen selbstbewusst an der Scharnhauserstraße und soll einen wesentlichen Beitrag für ein identitätsstiftendes Umfeld beisteuern.
Zur Scharnhauser Straße hin ist das Ensemble viergeschossig, nach Norden hin zwei- bzw. dreigeschossig. Die Bewohner können den Blick zum Körschtal und weiter nach Norden in Richtung Hohenheim genießen. Im Ideenteil der Aufgabenstellung rahmen zwei Plätze an der Scharnhauser Straße das neue Quartier ein. Während der westliche Platz eher einen urbanen Charakter aufweist, ist der östliche Platz durch Grün geprägt. Die Bestandsbäume bleiben dort erhalten und geben dem Platz eine besondere Atmosphäre. Durch die Lage der beiden Plätze, die sich in den Straßenraum hineinschieben, engen diese den Verkehrsraum ein und tragen so zur Verkehrsberuhigung bei. Auf beiden Seiten der Fahrgasse sind die Bushaltestellen positioniert. Der Bereich vor den Fassaden bietet reichlich Platz für die Bespielung durch die angrenzenden Nutzungen, insbesondere durch das Stadtteilcafé und den studentischen Lernräumen. Am westlichen Platz befindet sich der Mobilitätshub, der neben drei Stellplätzen für Carsharing, auch Fahrradstellplätze, Ladepositionen und einen Fahrradreparaturkiosk anbietet. Unter den Bäumen befinden sich runde Bänke, die den Aufenthaltswert dort angenehm erhöhen.
Der ruhende Verkehr (PKW und Fahrrad) ist großenteils in der gemeinsamen Tiefgarage organisiert. Zwei oberirdische Stellplätze befinden sich an der Westfassade des Statteilhaus (als Längsparker an der Straße Im Bogert). Ein Krankenwagenhalt ist östlich des Haupteingangs zum Hof positioniert. Sowohl entlang der Scharnhauser Straße als auch an der Kopfseite der Straße Im Bogert befinden sich zusätzliche Fahrradstellplätze für Besucher:innen. Der Freiraum des Hofes ist durch seine Begrünung gekennzeichnet. Zwei Wegerweiterungen am Eingang zur Pflege und an den Gemeinschaftsräumen des Studierendenhauses bieten Platz für Aufenthalt und Kommunikation. An den privaten Zimmern der Pflege im Erdgeschoss sind Austritte für die Bewohner:innen vorgesehen. Sie sind von den Wegen abgerückt und so zoniert, dass die Privatsphäre geschützt bleibt. Die Dächer über den Studierendenapartments und dem zweigeschossigen Pflegebau können als zusätzliche, sonnige Freiräume genutzt werden. Sie stehen ausschließlich den Bewohner:innen zur Verfügung. Dort könnte man beispielsweise in Hochbeeten Obst und Gemüse anbauen.
Der L-förmige Baukörper im nördlichen Bereich des Grundstücks bildet die Pflege entsprechend der Auslobung mit 2- bzw. 3-geschossigen Riegeln ab und trägt den Titel „Gute Stube“. Die Zimmer werden entsprechend der Auslobung mit Schmetterlingsbädern linear organisiert, wobei sich die Erschließungszone als Kommunikationszone mit Aufenthaltsqualitäten darstellt. Die Fassade im Norden sowie Nord-Osten folgt dem Prinzip der „Studentenstübchen“und wird mit rankenden Kletterpflanzen begrünt, um den Blick der Nachbarbebauung zu lockern.
Die dem Pflegebaukörper zugeordneten Freiräume und Gemeinschaftsräume folgen einem feinabgestufte Zonierungskonzept mit vielen verschiedenen Kommunikationszonen für kurze und kleine Begegnungen. Die Flurzonen mit konstantem, angenehmem Nordlicht bieten kleinere Sitznischen und der in der Grundrissorganisation durchgesteckte Gemeinschaftsbereich öffnet sich zum Hof mit einer Frühstücksterrasse an der Wohnküche. Die Dachterrasse als Oase ist äquivalent zur Dachterrasse der Studierendenapartments lediglich von den Bewohner:innen der jungen Pflege nutzbar.
Die Terrassen und Freisitze neben den Zimmern bieten zudem private Außenbereiche als Rückzugsorte. Die Studentenstube und die Studentenstübchen werden in Holzmodulbauweise auf dem gemeinsamen Betonsockel errichtet. Durch den hohen Vorfertigungsgrad der Wohnraummodule wird eine kurze Bauzeit, Kostensicherheit und sehr geringe Bautoleranzen ermöglicht. Entsprechend wird die Gute Stube und das Wohnhäusle als Holztafelbau geplant, wobei auch hier ein möglichst hoher Vorfertigungsgrad erreicht werden soll, unter anderem durch den Einsatz von Fertigbädern.Die extensive Begrünung der Flachdachbereiche, sowohl auf dem Wohnkomplex als auch auf dem Gebäudeteil der Pflege reduziert die thermische Belastung des Dachs, bietet eine ökologische Ausgleichsfläche und lädt zum Verweilen in einer grünen Oase ein.